Freitag, 3. Februar 2017

Schloss Bruchsal | Allgemeines HÄNGUNG DER TAPISSERIEN IM SCHLOSS

Ein wichtiger Schritt in der Wiedergewinnung der Prunkräume der Beletage des Bruchsaler Schlosses ist jetzt getan: In den ehemals fürstbischöflichen Räumen auf der Südseite des Schlosses hängen nun alle Tapisserien. Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, und die Konservatorin Dr. Petra Pechaček konnten zufrieden bekannt geben: „Wir sind mit allen Arbeiten im Zeitplan.“ Und der ist knapp, denn Ende April wird die Eröffnung der Beletage stattfinden.

Alte Kostbarkeiten kehren zurück: Die berühmte Tapisserien-Sammlung im Schloss

Ein wichtiger Schritt in der Wiedergewinnung der Prunkräume der Beletage des Bruchsaler Schlosses ist jetzt getan: In den ehemals fürstbischöflichen Räumen auf der Südseite des Schlosses hängen nun alle Tapisserien. Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, und die Konservatorin Dr. Petra Pechaček konnten zufrieden bekannt geben: „Wir sind mit allen Arbeiten im Zeitplan.“ Und der ist knapp, denn Ende April wird die Eröffnung der Beletage stattfinden.

WICHTIGER SCHRITT DER SCHLOSSEINRICHTUNG
Auf der südlichen Seite des Schlosses hängen nun sämtliche Tapisserien: Die letzten der kostbaren großen Wandteppiche wurden diese Woche von den Textilrestauratorinnen montiert. Die Räume der Beletage, einst Wohnung der Fürstbischöfe von Speyer, lassen damit nun schon wieder ahnen, wie sie ab Mai zu sehen sein werden. Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten, nannte denn auch den Moment der Hängung „den entscheidenden Schritt auf dem Weg zum Glanz der fürstbischöflichen Zeit“. Als nächstes werden die Wandteppiche der nördlichen Räume gehängt. Die Hängung ist die Voraussetzung für alle weiteren Arbeiten: Erst wenn die großflächigen Textilien angebracht sind, können die historischen Öfen und Möbel eingebracht und die Gemälde aufgehängt werden.

DER EINZIGARTIGE BESTAND IM BRUCHSALER SCHLOSS
Die Tapisserien im Bruchsaler Schloss bilden mit 70 Stücken, von denen künftig 38 in der Beletage präsentiert werden, eine der bedeutendsten Sammlungen Europas. Ein Grund dafür: Die Speyerer Fürstbischöfe des 18. Jahrhunderts, die Herren des Bruchsaler Schlosses, waren durchweg ambitionierte Kunstsammler und Auftraggeber. Wenn es darum ging, den höchsten Glanz in ihr Schloss zu holen, scheuten sie keine Mittel. Tapisserien als extrem hochkarätiges Sammel- und Ausstattungsgut gehörten daher zum Kernbestand ihrer Schlosseinrichtungen. Zu sehen waren die Bruchsaler Tapisserien in der jüngeren Vergangenheit nur in einer modernen musealen Präsentation – und nicht als Ausstattungsgegenstand im Schlosskontext.

LIEBSCHAFTEN JUPITERS IM SCHLOSS
Aktuell haben die Restauratorinnen zwei grandiose Tapisserienfolgen gehängt: Eine Serie, betitelt „Jupiter transformatus“ ist zu sehen im „Blauen Zimmer“. Sie zeigen die Verwandlungen des antiken Gottes Jupiter. Er nimmt in den Erzählungen verschiedene Gestalten an, um schöne Frauen zu verführen. Berühmt ist die Geschichte von Europa, der Jupiter in Gestalt eines Stiers begegnet; ebenso bekannt ist die der Leda, der er sich als Schwan nähert. Die Tapisserien mit den beliebten Motiven entstanden nach 1650 vermutlich in Flandern, die Werkstatt ist nicht bekannt. „Das Thema ist zwar sehr weltlich für die Wohnung eines geistlichen Herrschers, wir wissen aber, dass die Tapisserien schon zu Zeiten der Fürstbischöfe in Bruchsal hingen“, erläutert Dr. Petra Pechaček. „Zudem waren Darstellungen nach den Metamorphosen Ovids an Höfen sehr beliebt. Auch in den Residenzen der Markgrafen von Baden-Durlach und Baden-Baden, in Karlsruhe und Rastatt, und am kurpfälzischen Hof in Mannheim ist das Thema belegt.“

VESTONTAPETEN ALS PERSÖNLICHE FAVORITEN
Die andere Folge von Wandteppichen, zu sehen im „Garderobenzimmer“, stammt aus dem Besitz des Kardinals Damian Hugo von Schönborn, sie zeigen sogenannte „Festons“, Blumen- und Früchtegirlanden. Der Kardinal liebte diese „Vestontapete“, wie er selbst schreibt, so sehr, dass er sie sogar auf eine Reise nach Rom mitnahm, zum Konklave anlässlich der Papstwahl 1721.

SICHERUNG DER KOSTBARKEITEN LÄUFT SEIT 2007
Seit 2007, seit zehn Jahren, laufen die komplexen Restaurierungsmaßnahmen. Koordiniert werden sie von der erfahrenen Textilrestauratorin Diane Lanz, die dafür ein ganzes Expertenteam zusammengestellt hat. Spektakulär war die Reinigung der bis zu 20 qm großen Stücke: Dafür wurden alle alten und modernen Nähte aufgetrennt und instabile Gewebebereiche gesichert. Europaweit bieten nur zwei Werkstätten die professionelle Reinigung der großen Teppiche an; die Bruchsaler Tapisserien wurden in Mechelen in Flandern bei der Königlichen Tapisseriemanufaktur De Wit bearbeitet. Die dortigen Spezialisten haben ein schonendes Verfahren entwickelt. Mit Niederdruck und knapp 30 Grad lauem Wasserdampf werden die empfindlichen Fasern gesäubert.

AUFHÄNGUNG MIT MÖGLICHST GERINGER BELASTUNG
Tapisserien brauchen ein durchdachtes System der Aufhängung, damit sich die schweren Textilien nicht verziehen und Schaden leiden. Sie werden daher auf speziellen Wandplatten montiert, die mit rauem Vlies bezogen sind, das dem sensiblen Gewebe Halt bietet. Am oberen Rand haftet der Bildteppich durch ein am Futter aufgenähtes Klettband – und so kann sich das Gewicht optimal verteilen. Das Klettband wird dann wiederum durch Streifen von Seidengewebe der Wandbespannung verdeckt. Der Aufwand für die kostbaren Stücke ist beträchtlich: Unabhängig von der eigentlichen Restaurierung der Textilien arbeiten zwei Restauratorinnen drei bis vier Tage nur an der Hängung einer einzelnen Tapisserie. Die eigentliche Hängung der Wandteppiche geht dann aber erstaunlich schnell: Etwa zwei Stunden brauchen vier bis sechs Restauratorinnen, um einen Wirkteppich zu hängen – die Zahl hängt ab von der Größe der Tapisserien.

SCHLOSS BRUCHSAL AUF DEM WEG ZUR ERÖFFNUNG
Konservatorin Petra Pechaček und das Team der Restauratoren arbeiten jetzt zügig auf die Vollendung der Schlossräume hin: Im März werden die historischen Öfen in den Räumen aufgebaut und Kronleuchter und Lichtschutz angebracht. Ab April wird vollends eingerichtet mit den kostbaren Möbeln und weiteren Kunstobjekten. Ziel ist das Eröffnungswochenende vom 29. April bis zum 1. Mai. Mit jedem Schritt der Wiedereinrichtung erhalten die Räume der Beletage jetzt wieder ein Stück ihres Schlosscharakters und ihrer Geschichte zurück. Geschäftsführer Michael Hörrmann umreißt die Bedeutung des Projektes: „Schloss Bruchsal wird wieder zu dem werden, was es einmal war: ein Ort, an dem die Künste des 18. Jahrhunderts in ihren Spitzenleistungen zu bewundern sind.“ Das Außergewöhnliche in Bruchsal: Hier werden nicht schöne Stücke einer musealen Sammlung präsentiert werden. Vielmehr zeigen die Staatlichen Schlösser und Gärten die Möbel und Kostbarkeiten des fürstbischöflichen Hofes, die vor der Zerstörung des Krieges gerettet wurden, nun wieder im zeremoniellen Kontext.

HINTERGRUND, SERVICE UND INFORMATIONEN

BILDER AUS SEIDE GEKNÜPFT UND GEWOBEN
Tapisserien sind kunstvolle Teppiche, die seit dem Mittelalter zur Einrichtung vornehmer Haushalte gehörten. Ihre Blütezeit hatten sie in der Renaissance und im Barock, als die Bildteppiche zur prachtvollen Ausstattung in Schlössern und Kirchen gehörten. Die Wirkarbeiten waren auch schon zur Entstehungszeit ungeheuer kostbar und galten als absolute Prestige-Objekte der fürstlichen Sammler. Ihre Motive stammen aus der antiken Mythologie, aus der Bibel oder sind zeitgenössische Darstellungen. Entworfen wurden sie oft von den größten Künstlern der Zeit – berühmt sind etwa die großen Vorzeichnungen, die Raffael für eine Tapisserienserie schuf. Hochspezialisierte Werkstätten in Nordfrankreich und Flandern schufen die Teppiche. Mit ihrer kunsthandwerklichen Meisterschaft waren sie ein Gewerbe, das enorm zum Renommee ihrer Länder beitrug – vergleichbar den führenden Betrieben in der heutigen High-Tech-Industrie.

TERMINE
DER GLANZ DER FÜRSTBISCHÖFE
Die wiedergewonnene Beletage in Schlosses Bruchsal

Eröffnungswochenende
Samstag 29. April: regulärer Eintritt 8,- Euro

Sonntag, 30. April: Familientag, mit freiem Eintritt. In den Räumen begrüßen Damen und Herren im historischen Kostüm. Musik und Kinderaktionen. Festlicher Rahmen im Ehrenhof.

Montag 1. Mai: regulärer Eintritt 8,- Euro

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