Detail aus einem Brief

Die Macht des WortesDie Volkssprache

Zu den wichtigsten Errungenschaften der Reformation gehörte Martin Luthers Übersetzung der Bibel in die Volkssprache: Die Gläubigen mussten nicht mehr Latein können, um das Wort Gottes zu verstehen. Doch die Unterrichtssprache in den Klosterschulen wie in Bebenhausen war nach wie vor Latein.

Die Klosterkirche in Bebenhausen

Bis zur Reformation wurde im Gottesdienst Latein benutzt.

Eine Sprache für den Glauben

Jahrhundertelang war Latein die Sprache der Liturgie und Literatur. In der Zeit der Renaissance und des Humanismus begann die Hinwendung zu den Volkssprachen. Immer mehr Gelehrte verfassten ihre Werke in der jeweiligen Landessprache. Vor allem für die Vermittlung des Glaubens gewannen die Volkssprachen an Bedeutung. Gepredigt wurde nun vermehrt auf Deutsch, Französisch, Niederländisch oder Ungarisch. Der Erfolg der Reformation wäre ohne den bewussten Gebrauch der Volkssprachen nicht denkbar gewesen.

Martin Luther an einer Hauswand

Zwar nicht Erfinder, aber doch Verbreiter der Volkssprache: Luther

Von Luther geprägt

Großen Einfluss auf die deutsche Volkssprache übte Martin Luthers deutsche Bibelübersetzung aus. Da sie weit verbreitet war, prägte sie viele Sprichwörter und Redewendungen. Bis Luthers Deutsch eine Sprache aller Deutschen wurde, vergingen jedoch drei- bis vierhundert Jahre. Erst nach und nach verwendeten Schriftsteller, Gelehrte und Pfarrer das Deutsche in ihren Texten und Kinder lernten in der Schule so zu schreiben. Im 19. Jahrhundert bildete sich auch beim Sprechen, jenseits der Dialekte, eine gemeinsame deutsche Sprache heraus.

Philipp Melanchthon, Gemälde von Lucas Cranach d.Ä.

Reformator Melanchthon nutzte und förderte die Volkssprache.

Lesen können als Christenpflicht

Aus Sicht der Reformatoren sollten Christen lesen können, denn die entscheidende Quelle des Glaubens war die Bibel. Dies löste in Deutschland einen großen Alphabetisierungsschub aus. Reformatoren wie Philipp Melanchthon setzten sich für die Gründung von Schulen ein. In Württemberg wurde mit der „Großen Kirchenordnung“ von 1559 die Schulpflicht eingeführt, die allerdings nur für den männlichen Teil der Bevölkerung galt. Johann Valentin Andreae erließ 1645 die Anordnung zur allgemeinen Schulpflicht in Württemberg – als erstem Land in Europa.

Der Kreuzgarten mit Brunnenhaus in Bebenhausen

Die Klosterschule in Bebenhausen stand auch ärmeren Jungen offen.

Gründung von Klosterschulen

Mit seiner „Großen Kirchenordnung“ ließ Herzog Christoph von Württemberg 1559 in den 13 Männerklöstern Württembergs Klosterschulen einrichten, darunter auch in Kloster Bebenhausen. Die Schulen dienten der Ausbildung künftiger evangelischer Pfarrer im Schul- oder Kirchendienst. Erstmals erhielten Jungen aus ärmeren Familien die Möglichkeit einer höheren Schulbildung. Nach dem Besuch der Klosterschule wechselten sie anschließend für das Theologiestudium zum Evangelischen Stift Tübingen.

Unterrichten auf Lateinisch

Die Unterrichtssprache in den Klosterschulen war Latein und das blieb auch noch so über einen längeren Zeitraum: Im Gottesdienst und in der privaten Unterhaltung war der Gebrauch des Lateinischen vorgeschrieben. Auf dem Stundenplan stand lateinische Lektüre und, um ihr Latein zu verbessern, führten die Schüler lateinische Theaterstücke auf. In privaten Briefen an die Eltern verwandten die Klosterschüler häufiger das Deutsche.

Kloster Bebenhausen im Schönbuch

Auch in der Klosterschule von Bebenhausen war Latein die Unterrichtssprache.

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Über Kreuz