Mittwoch, 29. November 2017

Kloster und Schloss Bebenhausen | Allgemeines NEUERWERBUNG EINES GEMÄLDES

Ein Gemälde kehrt zurück nach Schloss Bebenhausen: Als Geschenk für Württembergs letzten König, Wilhelm II., schuf Generaladjutant von Molsberg eine romantische Ansicht vom geschätzten Rückzugsort des Königspaares, dem Jagdschloss Bebenhausen. Nach dem Tod des Königs kam das Bild als Geschenk und Erinnerung an neue Besitzer aus dem Umkreis der ehemaligen Herrscherfamilie, bis die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg es für das Schloss zurückerwerben konnten. Jetzt hängt es wieder in den Räumen des Schlosses: im „Roten Rauchsalon“.

Verklärter Blick auf Schloss Bebenhausen: Gemälde aus königlicher Zeit erworben

Ein Gemälde kehrt zurück nach Schloss Bebenhausen: Als Geschenk für Württembergs letzten König, Wilhelm II., schuf Generaladjutant von Molsberg eine romantische Ansicht vom geschätzten Rückzugsort des Königspaares, dem Jagdschloss Bebenhausen. Nach dem Tod des Königs kam das Bild als Geschenk und Erinnerung an neue Besitzer aus dem Umkreis der ehemaligen Herrscherfamilie, bis die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg es für das Schloss zurückerwerben konnten. Jetzt hängt es wieder in den Räumen des Schlosses: im „Roten Rauchsalon“.

VERSCHENKT UND VERERBT: DAS BILD UND SEINE GESCHICHTE
In beschaulicher Behaglichkeit liegt das Schloss auf dem Gemälde des Generaladjutanten da: Die imposante Anlage des ehemaligen Zisterzienserklosters zeigt sich von der heimeligen Fachwerkseite, ein Himmel voll zartrosa Schäfchenwolken und frühsommerliches Grün rahmen die Gebäude. Aus dem Kamin des Jagdschlösschens steigt Rauch auf; daneben weht eine kleine Flagge, die daran erinnert, dass bei aller Ländlichkeit der Hausherr der König von Württemberg ist. Filigran erhebt sich der berühmte gotische Dachreiter über alle anderen Gebäude. Der Maler, Heinrich Freiherr von Molsberg, war der Generaladjutant des Königs. Er zählte wohl häufiger zu den Gästen, wenn Wilhelm II. zu einem der häufigen zwanglosen Abendessen einlud; vermutlich hat er dem König das Bild geschenkt. Nach dem Tod des Königs kam es in den Besitz seiner Tochter Pauline, die das Bild wiederum als Dank der Erzieherin ihrer Kinder schenkte. Deren Nachkommen behielten das Bild bis jetzt im Familienbesitz. Vor kurzem ist es den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg gelungen, das Bild zu erwerben.

SCHLOSS IM SCHLOSS: DAS GEMÄLDE UND SEIN AUSSTELLUNGSORT
Während die Provenienz des Bebenhausener Gemäldes – also sein Verbleib während des letzten Jahrhunderts – lückenlos belegt ist, sind die Umstände seiner Entstehung und sein Weg ins Schloss des Königspaares Anlass zur Spekulation. Trotz der umfassenden Recherche der zuständigen Konservatorin Dr. Patricia Peschel von den Staatlichen Schlössern und Gärten weiß man bis nicht mehr, zu welchem Anlass der Freiherr sein Bild dem König schenkte – oder ob der ihn womöglich gar aufgefordert hatte, Bebenhausen zu malen. Bekannt ist die Vorliebe der Herrscher von Württemberg für den Ort: Seit dem Umbau des ehemaligen Abtsgebäudes in ein komfortables Jagdschloss diente es als Rückzugsort ins Private, fernab der strengen Vorgaben des Hofprotokolls. Auch Wilhelm II. und seine Frau Charlotte schätzten das ländliche Ambiente von Schloss Bebenhausen sehr. Beide hatten wenig Sinn für Zeremoniell und Luxus. Das Schloss in Bebenhausen ließen sie zwar mit modernem Komfort wie elektrischem Licht ausstatten – aber nicht aufwändiger als dies etwa bei wohlhabenden Bürgern im Reich üblich war. Interessanterweise diente das Gemälde nicht dazu, den König in seiner Stuttgarter Residenz an sein gemütliches Heim in Bebenhausen zu erinnern, sondern es blieb immer im Jagdschloss.

LUFTSCHLOSS ODER LANDSCHAFTSGEMÄLDE?
Wer den Standpunkt des malenden Freiherrn im Gelände einnimmt, wird gewisse künstlerische Freiheiten feststellen. Noch heute besitzt Kloster Bebenhausen mit seinem mittelalterlichen Fachwerk romantischen Charme, doch Molsberg trieb ihn in seinem Bild auf die Spitze. Kleiner als in Wirklichkeit sind manche Gebäude, ein bisschen zusammengerückt die ganze Anlage, und mehr wildromantisches Grün als heute rankt an den Mauern. Zudem ließ der Maler alle Gebäudeteile aus, die in Wirklichkeit die Sicht auf das Jagdschloss hindern. Damit stellt er die Bedeutung Bebenhausens als Wohnsitz des Königs in den Vordergrund: Gleich zwei württembergische Flaggen bringt er im Bild unter.

DER MALER VON MOLSBERG
Der Freiherr erweist sich als historisch schwer zu greifen. Archive geben kaum Hinweise auf seine Biographie – oder darauf, wie der Militär zur Kunst gekommen war. Zwar lässt das Bebenhausener Gemälde eine geübte Hand erkennen und im Kunsthandel tauchen gelegentlich weitere Landschaftsgemälde mit seiner Signatur auf. Welche Ausbildung der General erhalten hat oder ob er überhaupt lieber Künstler geworden wäre, liegt aber noch immer im Dunkeln. Auch die Beziehung zwischen dem König und seinem Generaladjutanten ist aus den überlieferten Quellen nicht mehr zu rekonstruieren. Doch weshalb sollte der König sich das Gemälde eines Laien an die Wand hängen? Von Molsberg arbeitete zwar für einen Amateur versiert, doch sein Gemälde ist kein herausragendes Kunstwerk. Dies könnte bedeuten, dass es persönliche Wertschätzung für den Freiherrn war, die die Vorliebe des Königs für eben dieses Bild bewirkte. Dafür spricht auch, dass das Gemälde in der nächsten Generation in der Familie blieb.

DER BÜRGERNAHE KÖNIG WILHELM
Wilhelm II. (1848 – 1921) galt als volksnaher König, der engen Umgang mit den Bürgern seines Reiches pflegte. Neben der Jagd liebte er vor allem Spaziergänge mit seinen beiden Hunden. Man erzählt, dass er dabei das Gespräch mit Passanten suchte und Bonbons an Kinder verteilte. Er erfreute als wohltätiger und volksnaher König großer Beliebtheit. Seine Vertreibung aus dem Stuttgarter Wilhelmspalais in der Novemberrevolution 1918 traf ihn persönlich. Noch im gleichen Monat dankte Wilhelm II. ab; das Jagdschloss in Bebenhausen blieb in seinem Besitz. Er starb dort nur drei Jahre später. Seine Frau Charlotte lebte bis zu ihrem Tod nach dem zweiten Weltkrieg in Bebenhausen.

SERVICE UND INFORMATIONEN
ÖFFNUNGSZEITEN SCHLOSS
Die Innenräume sind nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen.
1. November bis 31. März
Di – Fr 14.00 – 16.00 Uhr; letzter Einlass 15.00 Uhr
Sa, So und Feiertage 11.00 bis 17.00 Uhr; letzter Einlass 16.00 Uhr

ÖFFNUNGSZEITEN KLOSTER
1. November bis 31. März
Di – So und Feiertage 10.00 – 12.00 Uhr und 13.00 – 17.00 Uhr

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