Freitag, 11. September 2020

Schloss Heidelberg | Allgemeines Wilhelm I., König von Württemberg und Held der Weinbauern

Am 15. September beginnt traditionell die Weinlese. Wilhelm I., König von Württemberg, hatte einen prägenden Einfluss auf das Land und seinen Wein. In einer Zeit großer wirtschaftlicher Not leitete er Reformen und Innovationen ein – wegweisend auch für den württembergischen Weinbau. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg erinnern an diesen tatkräftigen Landesherrn im Rahmen ihrer Heldenaktion für alle. Mit vier historischen Heldinnen und Helden aus der Geschichte des Landes verbindet sich die Frage: „Wer ist für Sie heute heldenhaft?“ Wer dabei an einen Menschen aus der eigenen Umgebung denkt, der oder die in Corona-Zeiten Gutes getan oder neue Ideen entwickelt hat, kann ganz einfach mitmachen. Man muss sich nur per Mail (heldenhaft2020@ssg.bwl.de) oder Post bei den Staatlichen Schlössern und Gärten melden, erhält eine von 2020 Schlosscards und kann diesen Dank der persönlichen Heldin oder dem Helden des Alltags überreichen.

TRADITIONELLER BEGINN DER TRAUBENLESE 

Am 15. September beginnt traditionell die Weinlese – auch wenn sich inzwischen der Zeitpunkt durch die Klimaveränderungen verschoben hat. Dass der württembergische Wein sich heute als renommiertes Produkt des Landes präsentiert – das verdankt er auch einem historischen Helden: König Wilhelm I. (1781-1864). Der junge König, der 1816 an die Macht kam, hatte einen prägenden Einfluss auf das Land und auf seinen Weinanbau. König Wilhelm I. stellte sich den Herausforderungen seiner Zeit und machte aus einem verarmten und rückständigen Agrarstaat ein „Musterländle“.

 

EIN WÜRTTEMBERGISCHER HELD
Die wirtschaftliche Ausgangslage für Württemberg war denkbar schlecht: Eine mit England, dem Mutterland der Industrialisierung, vergleichbare Produktion der Manufakturen oder ersten Industrien gab es nicht. Württemberg war vor allem ein Agrarstaat, wenig verändert in der Struktur seit dem Mittelalter. Zwei von drei Württembergern lebten von der Landwirtschaft. Wegen der Rückständigkeit der Methoden waren sie jedes Jahr aufs Neue den Zufällen des Wetters ausgeliefert – bis hin zur Hungersnot. Durch die Kriege mit und gegen das Frankreich Napoleons waren Land und Landwirtschaft ausgelaugt. König Wilhelm I. brachte in sein Amt als Herrscher ein starkes Interesse am Agrarwesen mit und bemühte sich um dessen Förderung. Unter anderem gründete er 1818 die Landwirtschaftliche Schule in Hohenheim. Die spätere Universität sollte neue Methoden erproben und ihr Wissen im Land verbreiten. Spezielles Interesse hatte der König an der Verbesserung des Weinbaus. Der hatte zwar eine Tradition seit der Römerzeit – aber erst Wilhelm I. hob ihn auf ein höheres Niveau.

 

„KÖNIG DER BAUERN“

Viele württembergische Weingärtner bauten zwar ertragreiche Sorten an, die meisten lieferten aber Wein von schlechter Qualität. Zudem waren die Weinberge meist zu eng bestockt und man zog die Reben in ungünstigen Lagen. Um dem Land aus der Krise zu helfen, plante Wilhelm I. auch, internationale Absatzmärke für den Wein zu erschließen. Mit großer Ausdauer regte er daher die Weinbauern an, edlere Rebsorten zu pflanzen. Der König ließ Musterweinberge anlegen und neue Methoden vorführen. Verarmte Weingärtner erhielten kostenlos Pflanzgut für bessere Weinsorten. Sensationell und wegweisend: 1822 wurden zum ersten Mal in Württemberg rote und weiße Trauben sortenrein getrennt gelesen. Die Beharrlichkeit und Weitsicht Wilhelms I. zahlte sich aus: Auf der Versammlung der Land- und Forstwirte Deutschlands 1842 erhielt er den Titel „König der Landwirte“. Von da an verselbständigte sich sein Adelstitel: Mal nannte man ihn den „König unter den Bauern“, mal den „Bauer unter den Königen“ – ein Held für Land und Landwirtschaft war er jedoch immer.

 

HELD ODER HELDIN 2020 GESUCHT

Auf die historischen Vorbilder baut jetzt die Aktion „Held oder Heldin 2020 gesucht“ auf. Die Staatlichen Schlösser und Gärten fragen ihre Gäste: Wer ist für Sie heute eine Heldin oder ein Held? Wer hat sich in Corona-Zeiten heldenhaft verhalten? Wer hat das Beste aus der Krise gemacht und eine neue Idee entwickelt? Wer einer persönlichen Heldin oder einem Helden ein Dankeschön widmen will, kann sich per Mail unter heldenhaft2020@ssg.bwl.de oder per Post bei den Staatlichen Schlössern und Gärten melden und erhält eine Schlosscard als Dank für die ausgewählte Person. Das Gutscheinheft öffnet die Tore von 26 Schlössern, Klöstern und Gärten und gilt ab dem ersten Besuch ein Jahr lang. Die gesamte Aktion ist interaktiv und partizipativ angelegt: Alle sind eingeladen, von den Heldinnen und Helden zu erzählen, die sie beschenken wollen – und sie damit in die neue „Heldengalerie 2020“ bei Facebook oder Instagram unter #heldenhaft2020 aufnehmen zu lassen.

 

DER HISTORISCHE HINTERGRUND

Mit der Aktion „Held oder Heldin 2020 gesucht“ knüpfen die Staatlichen Schlösser und Gärten an die Biografien von vier historischen Personen an, die an schwierigen Punkten der Geschichte ihr Leben und ihre Aufgaben meistern mussten – und jede steht für ein Datum. „Heldin 1689“ ist Liselotte von der Pfalz, die sich auch in schwierigen Situationen nicht scheute zu sagen, was sie richtig fand – oder auch grundfalsch, wie etwa den Angriff ihres Schwagers Ludwig XIV. auf die Pfalz, ihre Heimat. „Held 1780“ ist Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz, der die Wissenschaften förderte – unter anderem gehen so wichtige Alltagsdinge wie der Blitzableiter auf seine Einwirkung zurück. „Heldin 1818“ ist Königin Katharina von Württemberg, die sich in der Not sozial engagierte und außerdem die erste höhere Schule für Mädchen gründete. „Held 1819“ ist der württembergische König Wilhelm I., unter dessen Regierung das Land eine konstitutionelle Monarchie, ein Staat mit Verfassung, wurde, außerdem schaffte er die Leibeigenschaft ab, förderte die Landwirtschaft und gründete das Cannstatter Volksfest.

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