Montag, 9. November 2020

Kloster und Schloss Bebenhausen | Allgemeines Das Dianenfest am 9. November 1812 – die letzte der großen Hofjagden Württembergs

Am 9. November 1812 veranstaltete Friedrich I., König von Württemberg, eine denkwürdige Jagd mit vielen Gästen. Anlass war sein Geburtstag – und die Jagd war als repräsentativer Anlass so wichtig, dass Hofmaler Johann Baptist Seele das Ereignis in einem großen Gemälde festhielt. Es war wohl eine der letzten großen Hofjagden, die als aufwändiges Fest der fürstlichen Gesellschaft inszeniert wurden. Bei dieser Form der Jagd wurden die Tiere an der Tribüne der Ehrengäste vorbeigetrieben. Über 800 Wildtiere erlegte die Hofgesellschaft an diesem Tag.

 

DER HOFDICHTER BESCHREIBT DIE KÖNIGLICHE JAGD

Anlass für die große Jagd war der Geburtstag Friedrichs I., König von Württemberg, der am 6. November 1754 geboren wurde. Nicht nur der Hofmaler war beteiligt: auch der Hofdichter Friedrich von Matthisson hat das Ereignis geschildert. Aufwändige Bauten waren nötig für das „Dianenfest“.  Matthison beschreibt etwa ein „Eingangsthore von 40 Fuß Höhe“. Außerdem wurde ein „runder Tempel“ errichtet. Er trug „auf acht Säulen seine schöne geformte Kuppel“ und war 30 Fuß hoch – gute 9 Meter.

 

AUFWÄNDIGE BAUTEN FÜR DIE VORNEHMEN GÄSTE

„Außerhalb des Jagdzeuges waren Gerüste für die Zuschauer, vorzüglich für die Hofdamen errichtet. Dem Centralpuncte des Laufs zunächst war der Stand zum Abschießen für den König angebracht; und demselben gegenüber ein 70 Fuß hoher Obelisk, mit Nadelholz überkleidet. Außerdem errichtete man einen geräumigen „Dianentempel, für das Mittagsbanket bestimmt, 76 Fuß lang, 46 breit und 42 hoch.“ Angesichts des vorangeschrittenen Jahres war der Bau sogar heizbar: „Die Wärme vertheilten zwei mit Vasen von ächtgriechischer Form geschmückte Postmentöfen“ und insgesamt zeichnet sich der Saal durch die „durchaus geschmackvoll angebrachte Verzierungen“ als Bankettsaal eines Königs aus.

 

DIE JAGD BEGINNT

Matthison berichtet: „Gegen 10 Uhr wurde der Monarch durch den Oberjägermeister von Lützow, zwölf Oberforstmeister, mehrere Hofoberforstmeister, Jagdjunker und 200 berittene Mitglieder der Hofjägerei, von Bebenhausen zum Schauplatz des Dianenfestes geführt. In der dahin leitenden Allee empfieng die spalierfömrig aufgestellte Jägerei ihren König mit einem jauchzenden: Vivat, und zugleich verkündigte eine herrliche Jagdmusik seine Ankunft.“ Der König erlegt zur Eröffnung „ein mächtiges Hauptschwein“ – und, ganz klar, es war ein „Meisterschuß des Königs“.

 

ERFOLGREICHES JAGDFEST MACHT HUNGRIG

Zwei Stunden lang wird nun das Wild aus den Gattern in Bebenhausen vorbeigetrieben. Die Jagdgesellschaft ist erfolgreich und trifft 823 mal: „Hierunter waren 211 Rehe, 283 Wildschweine, worunter 10 Hauptschweine; 297 Stück Rothwild, wobei 3 von Sechszehnenden, 7 v. Vierzehnenden, 17 v. Zwölfsenden etc.“ Danach ist die vornehme Gesellschaft hungrig: „Der freundliche Dianensaal empfieng, nach vollführtem Waidwerk, die Geladenen zur glänzenden Mittagstafel."

 

DIE JAGD ALS ADLIGES VORRECHT UND VERGNÜGEN

Seit dem Mittelalter war die Jagd das Vorrecht des Adels. Große Jagden wie das Dianenfest waren beliebte Feierlichkeiten, bei denen der Reichtum des Hofes prächtig zelebriert werden konnte. Schon Monate vorher wurde das Wild in den Wäldern zusammengetrieben und in Gehegen gesammelt. Vor allem die Bauern der Umgebung wurden zu diesen Arbeiten herangezogen. Diese Pflichten, die „Jagdfron“, waren ein altes Recht der Herrschaft, das zur Zeit von König Friedrich I. bereits stark kritisiert wurde. Die Wälder des Schönbuchs waren ein bevorzugtes Jagdgebiet der Herrscher von Württemberg. Während der Jagden wohnten sie oft im Kloster – daraus entstand im einstigen Zisterzienserkloster das herzogliche und königliche Jagdschloss. Nach dem Ende der Monarchie lebte hier das letzte württembergische Königspaar, Charlotte und Wilhelm II..

 

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Wie fast alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sind Kloster und Schloss Bebenhausen wegen der stark ansteigenden Infektionszahlen der Corona-Pandemie wieder geschlossen.

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