Kreuzgang-Nordflügel im Kloster und Schloss Bebenhausen

Herzstück der Klausur und genialer VerteilerDer Kreuzgang

Der Kreuzgang ist das Kernstück jeder Klosteranlage. Alle wichtigen Räume der Klausur liegen entlang der vier Flügel des Hofes. Hier lebten die Mönche. Prozessionen fanden hier statt. An Heiligabend sollen die Mönche, so eine Überlieferung in Bebenhausen, Kerzen in die Fenster gestellt haben.

Der Kreuzgang in Kloster und Schloss Bebenhausen

Der Kreuzgang war das Herzstück.

Fünfzigjährige Bauzeit

Der Vorläufer des heutigen Kreuzgangs wurde bereits unter Abt Friedrich im ausgehenden 13. Jahrhundert errichtet. Abt Werner Glüttenhardt initiierte gut 200 Jahre später einen Neubau, aber erst seine Nachfolger Bernhard Rockenbauch und Johann von Fridingen konnten ihn am Anfang des 16. Jahrhunderts zu Ende führen. Der Kreuzgang diente den Zisterziensern als Aufenthaltsraum, Wandelgang, Prozessionsweg und Ort der Meditation in einem. Jedem Flügel kamen bestimmte Aufgaben zu.

Südflügel des Kreuzgangs mit Brunnenhaus von außen im Kloster und Schloss Bebenhausen

Im Nordflügel fand die abendliche Lesung statt.

Sitzplätze für Zuhörer

Der Nordflügel oder Collationsgang, direkt an der Klosterkirche gelegen, hatte eine besondere liturgische Bedeutung. Hier fand die allabendliche Lesung, auf Lateinisch „collatio“, statt. Am Gründonnerstag vollzog der Abt hier an den Laienmönchen und an ausgewählten Armen die Fußwaschung. Davon zeugt die Steinbank an der Kirchenwand, die allerdings im 19. Jahrhundert erneuert wurde. Im Ostflügel hörten die Laienmönche der Versammlung der Mönche zu, wenn sie im Kapitelsaal tagten, der an diesem Teil des Kreuzgangs liegt.

Detailansicht des Brunnens in Kloster Bebenhausen

Im Brunnenhaus wuschen sich die Mönche.

Plätscherndes Wasser

Vom Südflügel des Kreuzgangs aus geht es in das Brunnenhaus oder Lavatorium. Ein außergewöhnliches spätgotisches Schleifen-Sterngewölbe hebt diesen Gebäudeteil heraus. Der Brunnen selbst existiert heute nicht mehr. Im Lavatorium wuschen sich die Mönche vor und nach dem Essen die Hände. Hier wurden sie auch rasiert. Der Westflügel, zuletzt entstanden, blieb den Laienmönchen des Klosters vorbehalten, die die Klosterkirche und den inneren Klosterbereich durch eine eigene Pforte im Nordwesten betraten.

Innenansicht Brunnenhaus von Kloster Bebenhausen

Außergewöhnlich: das Schleifen-Sterngewölbe.

Kapitelsaal im Kloster und Schloss Bebenhausen

Im Kapitelsaal wurde der Toten gedacht.

Prächtiger Begräbnisort

In den vier Flügeln des Kreuzganges zeigt sich die ganze Kunst der spätgotischen Baumeister und Steinmetze: Herausragend sind die vielfältigen Maßwerkfenster, die raffinierten Netz- und Sterngewölbe und die fantasievollen Schlusssteine. Der Kreuzgang war eine begehrte Begräbnisstätte für den Adel der Umgebung. Zu erkennen ist dies an den vielen mittelalterlichen Grabplatten, die in den Boden eingelassen sind.

Kreuzgang von Kloster und Schloss Bebenhausen

Jeder Flügel im Kreuzgang hatte eine konkrete Funktion.