Wildschweinjagd bei Bebenhausen, Federzeichnung laviert, 1576

EIN PRIVILEG DES ADELSJAGD IN BEBENHAUSEN

Seit dem Mittelalter kam der Jagd innerhalb der höfischen Repräsentation ein hoher Stellenwert zu. Sie diente nicht mehr ausschließlich der Ernährung. Der Schönbuch südwestlich von Stuttgart war für die Herrscher Württembergs ein beliebtes Jagdrevier mit Bebenhausen als Zentrum.

vererbte Leidenschaft

Die Jagdleidenschaft vererbte sich durch alle Generationen der württembergischen Herrscher. Sie richteten in Kloster Bebenhausen am Rand des Schönbuchs ein Jagdschloss ein. Die Jagd war über Jahrhunderte Vorrecht des Adels und die wildreichen Wälder des Schönbuchs lockten die Herrscher zu regelmäßigen Besuchen. Ab der Königszeit begannen sie damit, das ehemalige Abtshaus des Klosters zum Schloss umzubauen und einzurichten. 1812 ließ König Friedrich I. nochmals mit der Dianenjagd eine herrschaftliche Prunkjagd als großes Fest inszenieren – ein letztes Mal, denn der Aufwand für diese extreme Form der Jagdleidenschaft, bei der über 500 Tiere geschossen wurden, war groß und der angerichtete Schaden enorm.

Jagdtrophäe aus Schloss Bebenhausen

Jagdtrophäe aus Bebenhausen.

Nahrung, Schutz und Zeitvertreib

Mit der Jagd sicherten die Menschen ihr Überleben. Erst deutlich später begannen sie mit Ackerbau und Viehzucht. Bis ins Mittelalter hinein wurde die Jagd immer mehr zum Privileg des Adels. Sie diente nun nicht mehr zur Beschaffung von Fleisch, sondern vor allem zum Schutz der Felder und Zuchttiere vor Wildtieren. Im 18. Jahrhundert erreichte die höfische Jagdkultur als Zeitvertreib der aristokratischen Gesellschaft ihren Höhepunkt. 

Kloster Bebenhausen zwischen Klausur und Schloss

Wohnsitz zahlreicher württembergischer Herrscher während der Jagd.

Zum Jagen im Schönbuch

Die Wälder des Schönbuchs waren seit langem ein beliebtes Jagdrevier der württembergischen Herrscher. Ab 1342 wohnten die Grafen von Württemberg während ihrer Jagden oft im Kloster. Während des Dreißigjährigen Krieges war das Wild in der Gegend um Bebenhausen fast vollständig ausgerottet. Erst im 18. Jahrhundert erlaubte der Bestand wieder ausgedehnte Jagden. Unter König Friedrich I. von Württemberg entwickelte sich Bebenhausen zum Mittelpunkt großer Hofjagden und das ehemalige Abtshaus wurde ab 1807 als Jagdschloss ausgebaut.

Dianenfest bei Kloster Bebenhausen, Gemälde von Johann Baptist Seele

Das Dianenfest: Bei der eingestellten Jagd wurde das lebend gefangene Wild in einen abgesteckten Bereich getrieben und konnte vom Jagdstand aus ohne viel Mühe abgeschossen werden.

Das Dianenfest als Geburtstagsfeier

Die prunkvollste Hofjagd fand am 9. November 1812 mit dem sogenannten „Dianenfest“ statt. Sie bildete den Höhepunkt der mehrtägigen Feierlichkeiten anlässlich des 58. Geburtstages von König Friedrich. Dafür wurden auf einer Wiese südlich der Klosteranlage provisorische Festarchitekturen im klassizistischen Stil nach Entwürfen des Hofbaumeisters Nikolaus Thouret errichtet. Lediglich zwei Stunden benötigten König Friedrich und seine Gäste, um die 823 Wildtiere zu erlegen, die ihnen vor die Flinte getrieben worden waren. 

König Wilhelm und Königin Charlotte von Württemberg

Das württembergische Königspaar in Bebenhausen, Foto um 1915.

Sportliche Unterhaltung

König Wilhelm II. von Württemberg und seine Ehefrau, Königin Charlotte, kamen häufig nach Bebenhausen. Beide liebten den Aufenthalt im Freien: Mit Reiten, Jagen und Wandern gestalteten sie ihren Aufenthalt in Bebenhausen. Auch wenn die königliche Gesellschaft nicht auf die Jagd zur Nahrungsbeschaffung angewiesen war, stand Wildfleisch oft auf dem Speiseplan.

 

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